Geschichte der Sektion Kitzbühel

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nutzten erstmals Touristen die Dienste Einheimischer um im Kaisergebirge Bergtouren zu unternehmen. Meist waren diese ersten Bergführer Schafhirten oder Bauernknechte. Die zwei berühmtesten von ihnen waren Johann Schlechter alias Mall-Hansl und Michael Soyer, den man Steinackerer nannte. Beide führten zahlreiche Gipfeltouren und auch Erstbegehungen mit ihren Gästen durch. Die nennenswerteste dürfte dabei die Erstbesteigung des zu dieser Zeit als unersteigbar geltenden Totenkirchls durch den Steinackerer und seinen Gast Gottfried Merzbacher im Jahre 1881 sein. Sowohl Steinackerer als auch Mall-Hansl wurden bereits   zu Lebzeiten Berühmtheiten, um die sich zahlreiche Legenden und Anekdoten rankten. So kam es zum Beispiel, dass Mall-Hansl, nach der erstmaligen Süd-Nord Überschreitung der Ellmauer Halt mit Gast, den Weiterweg nach Kufstein verweigerte. Er wollte unter keinen Umständen seinen „Feinden“ (möglicherweise Jäger?) in Kufstein in die Hände fallen. Stattdessen zog er es vor, trotz einsetzendem Schlechtwetters, den Rückweg über die Ellmauer Halt anzutreten.

Auch der Steinackerer hatte seine Konflikte mit der Jägerschaft. So wurde er einmal wegen angeblicher Wilderei von mehreren Jägern auf der Griesener Alm festgehalten. Aufgrund der spätherbstlichen Schneelage nahmen ihm die Jäger Schuhe und Jacke ab, um ihn an der Flucht zu hindern. Trotzdem wagte dieser in der Nacht einen Ausbruch und flüchtete barfuss und im Hemd durch die Steinerne Rinne nach Going.

Mit der Gründung des Alpenvereins wurde auch das Bergführerwesen geregelt. Es gab erstmals Ausbildungskurse und ein eigenes Bergführergesetz. Darin waren zum Beispiel die Tarife aber auch die Pflichten der Führer geregelt. So war auch genau vorgeschrieben, wie viel Gepäck des Gastes durch den Bergführer zu tragen war. Dazu sei jedoch zu erwähnen, dass der Tagessatz damals dem Gegenwert einer Kuh entsprach. Übrigens gilt beides heute nicht mehr.

Zu Beginn der Sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts begann der St. Johanner Bergführer Hias Noichl an der Arbeit an einem selbständigen österreichischen Bergführerverband. Dieser hatte den Zweck einer unabhängigen Berufsvertretung. 1965 wurde schließlich die Sektion Kitzbühel des Österreichischen Berg- und Schiführerverbandes gegründet. Der erste Obmann war Kuno Rainer, langjähriger Ausbildungsleiter des Österreichischen Bergführerverbandes, und Seilpartner des legendären Hermann Buhl. Ihm folgten nacheinander, Sepp und Adi Bichler, Martin Hautz, Peter Brandstätter,  Joe Dagn und Paul Koller. Derzeit leitet Thomas Rabl die Geschicke der Sektion.

Genauso wie die Legenden der Alpinen Anfänge führten auch in jüngerer Zeit Bergführer der Sektion Kitzbühel Erstbegehungen im Kaisergebirge durch. So gelang Hias Noichl unter anderem  eine direkte Route durch die Fleischbank Ostwand, oder Stefan Manzl der Durchstieg an der unteren Mauk Südwand. Am selben Berg hinterließen auch Hansjörg Hochfilzer und Helmut Mitterer mit einer direkten Variante der Mauk-Westwand ihre Spuren. Letzterem gelang auch zusammen mit Josef Franz ein direkter Zustieg zur Karlspitz Ostwand bzw.mit der „Oktowasunn“ eine Neutour im Kübelkar. Peter Brandstätter fand in der Lärcheck Ostwand eine neue Route, sowie am Predigtstuhl die Route Nordostrisse. In jüngster Zeit schließlich sorgten Paul Koller, Hubert Nuss und Roman Kernmaier für zahlreiche Neutouren der extremeren Art im achten und neunten Schwierigkeitsgrad.Last but not least sei nicht vergessen, dass der Fieberbrunner Bergführer Hans Peter Lechner zahlreiche Neutouren moderner Prägung in den Steinbergen und im Steinernen Meer eröffnete.

Auch an den höchsten Bergen der Welt waren Mitglieder unserer Sektion erfolgreich unterwegs (Mt. McKinley, Broad Peak, Mt. Everest…)

c.s.